Eine Film-Rezension

New York, 1962: der schwarze Jazz-Pianist Dr. Don Shirley sucht für seine Konzertreise durch die Südstaaten der USA einen Fahrer und Assistenten, der ihn auf seine nicht ganz ungefährliche Reise begleitet. Für den zweimonatigen Roadtrip stellt er den Italoamerikaner Tony “Lip” Vallelonga ein, der als ehemaliger Türsteher weiß, wie er Probleme lösen kann, egal auf welche Art.

Bereits zu Beginn der Reise wird deutlich, wie unterschiedlich die beiden sind: Don Shirley ist gebildet und kultiviert, allerdings auch sehr einsam. Tony Lip hingegen kommt aus der Arbeiterklasse und hat selbst rassistische Ansichten und Vorurteile. Für die Reise bekommt Tony einen Reiseführer mit Unterkünften, in denen es Don Shirley als Afroamerikaner erlaubt ist zu übernachten, das sogenannte “Green Book”. Während die beiden anfangs noch in denselben Unterkünften unterkommen können, werden sie, je weiter sie in den Süden kommen, stärker mit den Grenzen die die Rassentrennung zieht konfrontiert. Deutlich wird das zum Beispiel, als Don Shirley Gast des Abends ist und für die Gesellschaft spielt, jedoch nicht auf dieselbe Toilette für Gäste gehen oder mit den Gästen zusammen essen darf.

Über die Zeit hinweg verändern sich allerdings nicht nur die Einschränkungen für Don Shirley abhängig von den Staaten, sondern auch die beiden sehr unterschiedlichen Männer nähern sich an und es entsteht eine Freundschaft zwischen ihnen. Tony bringt Don Shirley sogar dazu, Fried Chicken mit den Händen zu essen und bringt ihm die Musik anderer schwarzer Künstler näher. Don Shirley hilft Tony im Gegenzug dabei, in den Briefen an dessen Frau seine Gefühle auszudrücken. Im Film kommt sehr gut rüber, welche Ansichten die Personen zu Beginn vertreten, dass diese aber veränderbar sind und die Charaktere über sich hinauswachsen. Außerdem wird deutlich, welche Probleme Don Shirley hat, indem er als Afroamerikaner von einem weißen Chauffeur gefahren wird. Er gehört keiner Gruppe richtig an: er ist gebildeter und wohlhabender als die meisten Afroamerikaner, wird aber nicht akzeptiert wie ein Weißer.

Der Film zeigt auf, welche Unterschiede durch die Rassentrennung in den früheren USA bestanden und welcher Demütigung sich Don Shirley dadurch aussetzen musste. Dennoch handelt es sich nicht um eine durch und durch ernste Geschichte. Vor allem Tonys gerissene Underdog Mentalität verleiht dem Film viel Witz. Green Book ist die perfekte Mischung aus guter Story mit ernstem Thema, die mit Humor erzählt wird.

Autorin: Nina Becker

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